Rückblick auf die Vorbereitung und Ausblick auf die Saison – Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm im Interview
Mit der Begegnung beim Buxtehuder SV startet für die Flames der HSG Bensheim/Auerbach die neue Saison 2023/2024 in der Handball Bundesliga Frauen (HBF). Seit Anfang Juli bereitete Coach Heike Ahlgrimm die Flames intensiv auf die siebte Saison im Oberhaus vor. Wie bereits in den letzten Jahren führte Flames-Mitarbeiterin Andrea Müller kurz vor Saisonbeginn ein ausführliches Interview mit Heike Ahlgrimm über die Vorbereitung und die bevorstehende Saison.
Heike, die lange Vorbereitung befindet sich auf der Zielgeraden. Freut Ihr Euch auf den Start in die neue Saison?
Heike Ahlgrimm: Wir freuen uns riesig auf den Start der neuen Saison und das Ende der Vorbereitung. Ich glaube, das ist immer so, denn Vorbereitung mag niemand wirklich. Von daher sind wir voller Vorfreude und froh, dass es endlich losgeht. Jetzt kommt das, wofür wir so hart gearbeitet haben, jetzt geht es um Punkte, jetzt geht es um Wettkampf, um Sieg und Niederlage. Alles, was bis jetzt war, zählt nicht mehr. Wir sind sehr motiviert und haben uns viel vorgenommen für diese Saison. Deshalb kann ich sagen: ja, endlich.
Wie ist die Vorbereitung in Deinen Augen gelaufen und was habt Ihr so gemacht?
Heike Ahlgrimm: Die Vorbereitung ist sehr gut gelaufen. Wir haben dieses Jahr das Trainingslager wieder in Imst in Österreich gehabt. Das war sehr schön und dort sind gute Bedingungen. Wir haben wieder unsere beiden Turniere gespielt in Fritzlar und unseren Dentsply Sirona Cup, die sehr erfolgreich waren. Aber du darfst natürlich die Vorbereitung nicht überbewerten, weil das jetzt alles nicht mehr zählt. Wenn wir jetzt nicht punkten, dann war alles wie vorher und es war für die Katz. Wir sind aber auf einem sehr guten Weg und haben sehr viele Dinge schon richtig gut gemacht. Es wird aber weiter ein Prozess sein und wir werden uns weiterentwickeln. In der Vorbereitung haben wir natürlich ein paar Events gemacht, wie Paddeln, Dartspielen und vor allem beim Powerplay konnten wir wirklich auch als Team nochmal zusammenfinden und das hat uns sehr gutgetan.
Für Euch ist die Saison eigentlich schon eine Woche vorher gestartet. Als Vize-Pokalsieger der letzten Saison durftet ihr im Supercup gegen den deutschen Meister und Pokalsieger SG BBM Bietigheim antreten. Über 52 Minuten habt Ihr einen großartigen Kampf geliefert und erst am Ende deutlich mit 34:23 verloren. Welche Erkenntnisse konntet Ihr aus dem Spiel mitnehmen?
Heike Ahlgrimm: Ich habe ja von Anfang an gesagt, dass wir so ein wenig zwiegespalten sind. Das war für uns ein Zusatzspiel, was uns weitergebracht hat, wo wir viel mitgenommen und dass wir genossen haben. Es war ärgerlich, dass in der siebten Minute durch die Rote Karte für Lisa Friedberger schon etwas das Herzstück weggefallen ist. Sarah van Gulik konnte auch nicht spielen. Das ist natürlich in so einem Spiel ärgerlich. Wir haben trotzdem bis zur 52. Minute mitgehalten, haben nur mit drei Toren hinten gelegen, verlieren dann aber in den letzten 8 Minuten so ein bisschen den Kopf, wo wir einfach auch tot waren, weil wir über unsere Grenzen hinausgehen mussten. Wir haben sehr viele Dinge gut gemacht und wirklich gekämpft. Im Angriff haben wir gegen Bietigheim Lösungen gefunden und wir werden weiter daran arbeiten. Man kann aus solchen Spielen nur lernen. Ich glaube, dass wir trotz der hohen Niederlage am Ende mit erhobenem Haupt vom Spiel gehen können und von daher schauen wir mal, wie es weitergeht.
Zu Deinem Kader. Nach 17-monatiger Verletzungspause ist Sarah Dekker zu Beginn der Vorbereitung ins Mannschaftstraining zurückgekehrt und gehört wieder fest zum Kader. Beim Turnier in Fritzlar wurde sie sogar zur besten Spielerin ausgezeichnet. Wie geht es Sarah und was kann man nach der langen Pause von ihr schon erwarten?
Heike Ahlgrimm: Dekki geht es gut und ich bin sehr froh, dass sie zurück ist. 17 Monate sind eine lange Zeit. Wir haben aber immer hinter ihr gestanden. Das haben wir damals bei Alice schon gemacht. Dekki hat jetzt eine komplette Vorbereitung mitgemacht und hat keine Schmerzen mehr im Knie. Sie hat wieder Vertrauen in den eigenen Körper, was ganz wichtig ist. Mit Dekki und Bergi (Anm.: Amelie Berger) haben wir zwei Mega-Rechtsaußen im Team, die sich gut ergänzen. Von daher freue ich mich darauf. Zum einen freue ich mich, dass sie wieder da ist, weil man bei so einer Verletzung nie weiß, wie es weitergeht und zum zweiten freue ich mich, dass sie uns wirklich weiterhilft und schon wieder so gut zurückgekommen ist und wir da auf einem guten Weg sind. Das braucht logischerweise noch viel Zeit und die werden wir Sarah geben. Aber ich bin sicher, dass sie sich von Spiel zu Spiel und von Training zu Training weiterentwickelt und dass es weiter vorangeht.
Mit Kim Naidzinavicius ist den Flames quasi ein Königstransfer gelungen. Die ehemalige Nationalspielerin kehrte, bepackt mit vielen Jahren Erfahrung und Erfolgen, vom Deutschen Meister SG BBM Bietigheim an die Bergstraße zurück, wo sie bereits von 2008-2011 in der zweiten Liga spielte. Was bedeutet dieser Verpflichtung für die Flames und welche Rolle spielt Kim im Team?
Heike Ahlgrimm: Über Kim müssen wir rein theoretisch wenig sagen. Kim ist das i-Tüpfelchen, was uns gefehlt hat. Wir haben jetzt schon in der Vorbereitung, im Training und im Spiel gemerkt, wie wichtig sie für uns ist. Dies nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch sie als Persönlichkeit. Sie strahlt eine wahnsinnige Ruhe aus. Kim hat immer gute Laune, sie ist für die für die Mädels da, die gucken auf sie hoch. Das ist schon was Besonderes, dass so eine Spielerin sich für uns entscheidet. Kimi ist sehr geerdet, worüber ich sehr froh bin, was man auch merkt und sieht. Sie hat in den Vorbereitungsspielen und im Supercup schon gezeigt, wie wichtig sie werden kann. Das geht nicht von heute auf morgen, aber sie wird natürlich eine tragende Rolle für uns einnehmen und auch die anderen Spielerinnen, wie Lisa und Sarah oder auch Amelie, profitieren wahnsinnig von ihr, von ihrer Erfahrung und sie lernen von ihr. Ich bin sehr froh und wir werden noch sehr viel Spaß mit Kimi haben. Wir sind wir da auf einem guten Weg und es macht Spaß mit Kimi zu arbeiten. Wie gesagt, wir werden noch viel Freude mit ihr haben und dadurch auch erfolgreich sein.
Die weiteren Neuzugänge sind drei junge Spielerinnen mit Linksaußen Mia Ziercke (von der HSG Blomberg-Lippe), Torfrau Tabea Coors (1. FSV Mainz 05) und Kreisläuferin Sophia Ewald aus der eigenen Jugend, die letzte Saison bereits einige Kurzeinsätze hatte. Damit bleiben die Flames ihrer Linie treu immer wieder junge Talente zu verpflichten und zu entwickeln. Kannst Du uns kurz, was zu den dreien sagen? Wie ist der erste Eindruck nach der Vorbereitung und was erwartest Du von ihnen?
Heike Ahlgrimm: Das machen wir ja in den letzten Jahren schon immer. Wir haben mit Mia Ziercke auf Linksaußen eine junge Deutsche als Nachfolge für Elisa Stuttfeld geholt, die noch Zeit braucht, um reinzukommen. Sie ist noch jung, macht sich im Kopf noch viel zu viele Gedanken. Wenn wir Ruhe bewahren, dann können wir von ihr noch einiges erwarten. Sie hat auf jeden Fall ein Wurf-Repertoire, was relativ Wenige haben und sie kann gut Siebenmeter werfen. Jetzt braucht sie nur noch das Vertrauen in sich selbst. Mit Tabea haben wir eine Torhüterin, die schon mal bei uns im Verein war und uns auf der Torhüterposition ergänzen soll, wenn was unseren beiden Torhüterinnen passiert. Sie ist eine junge Spielerin, die noch viel lernen kann und sie hat in der Vorbereitung schon gezeigt, dass sie mithalten kann und hat gute Spiele gemacht. Sie trainiert zweimal in der Woche bei uns mit, ist aber für die zweite Mannschaft eingeplant, um dort mit den Junior Flames die Klasse in der dritten Liga zu halten. Sophia Ewald war letztes Jahr schon dabei und hat dieses Jahr einen kleinen Vertrag bekommen. Sie haben wir jetzt schon direkt gebraucht, was eigentlich nicht eingeplant war. Sie wurde direkt ins kalte Wasser geworfen. Sophia macht ihre Sache aber richtig gut, zahlt natürlich Lehrgeld, was ganz normal ist. Ich bin sehr froh, sie in unseren Reihen zu haben, gerade durch den Ausfall von Dionne Visser hilft sie uns im Moment wahnsinnig. Wir werden in aller Ruhe mit allen dreien die Entwicklungen weitergehen, ihnen Zeit geben und mit ihnen arbeiten. Ich denke, dass sie alle Drei großartig ins Team passen und mit uns den gemeinsamen Weg weitergehen.
In der Vorbereitung hattet ihr gleich mit Dionne Visser und Lilli Holste zwei Verletzte zu beklagen, die beide operiert wurden. Wie geht es ihnen und wie lange werden sie ausfallen?
Heike Ahlgrimm: Lilli hat nächste Woche nochmal eine Nachuntersuchung, aber das sieht richtig gut aus. Wir gehen davon aus, dass sie nächste Woche mit ein bisschen prellen und werfen anfangen kann und die Woche darauf wird sie wieder ins Training einsteigen können. Da sind wir voll im Soll. Es ist zum Glück bei ihr die rechte Hand. Als Linkshänderin ist das ein bisschen von Vorteil. Von daher sind wir da guter Dinge. Bei Dio müssen wir abwarten, das kann sich so schnell nicht entscheiden. Da brauchen wir jetzt erstmal sechs bis acht Wochen absolute Ruhe. Dann müssen wir gucken, wie sich das entwickelt. Die OP ist sehr gut verlaufen, aber bei so einer Verletzung ist das nie einfach zu sagen, wann sie wieder da ist und wie lange sie ausfällt. Das ist bei dem Mittelhandbruch von Lili einfacher, die wird in 2-3 Wochen wieder anfangen. Aber bei Dio gibt es kein gewisses Datum. Da werden wir ihr aber alle Zeit der Welt geben, bis sie wieder fit ist und der Rücken nicht mehr schmerzhaft ist, da sie in den letzten Jahren schon öfter Probleme damit hatte. Den Weg werden wir mit ihr gemeinsam gehen, damit sie irgendwann ihr Comeback feiern kann.
Letzte Saison war Lisa Friedberger als Kapitänin Dein verlängerter Arm auf dem Spielfeld. Wird die Dienstälteste Spielerin der Flames auch diese Saison das Team führen?
Heike Ahlgrimm: Lisa Friedberger wird wieder meine Kapitänin sein. Das stand auch gar nicht zur Diskussion. Das hat nichts mit der Dienstältesten Spielerin zu tun, sondern sie ist die Spielerin, die immer vorangeht, die das Team leitet, lenkt und führt, und das schon seit Jahren. Sie gibt für den Verein alles und ist ein Vorbild für viele Spielerinnen, daher war das für mich klar, dass sie wieder Kapitänin und mein verlängerter Arm auf dem Feld bleibt. Es gibt keinen Co-Captain, sondern ich habe mich entschieden, dass wir einen kleinen Mannschaftsrat bilden. Das sind dieses Jahr Sarah von Gulik und Isabel Horst. Beide Spielerinnen sind schon sehr lange bei uns im Verein. Sie sind unterschiedliche Typen und sind Spielerinnen, die auch immer vorweggehen, vollen Einsatz und sehr viele Emotionen zeigen und sollen Lisa unterstützen. Dieses Dreiergespann kann dann auch dieses Jahr die Mannschaft leiten und führen.
Apropos „Dienstälteste“… Auch Du bist mittlerweile schon seit 2015 in Bensheim und seit 2016 für die Bundesligamannschaft verantwortlich, mit der Du direkt in die 1. Liga aufgestiegen bist. Somit gehörst Du zu den Dienstältesten Trainern in der 1. Liga. Lediglich Tessa Bremmer (seit 2014 bei der HSG Bad Wildungen), Herbert Müller (seit 2010 beim Thüringer HC) und Dirk Leun (seit 2008 beim Buxtehuder SV) sind länger bei ihren Vereinen im Amt. Die Mannschaft und der Verein haben sich durch Dich kontinuierlich weiterentwickelt. Für die Voraussetzungen in Bensheim hast Du eigentlich schon fast alles erreicht als deutscher Vizepokalsieger, dem Spiel um den Supercup und der Teilnahme an der EHF European League. Was ist für Dich nach der langen Zeit noch Motivation und welche Ziele hast Du noch?
Heike Ahlgrimm: Ich stehe noch sehr gerne in der Halle und das ist das, was ich liebe. Natürlich gibt es auch manchmal andere Momente, nachdenkliche Momente, Momente, wo es sehr anstrengend ist. Es geht immer um Sieg und Niederlage, man steht da schon unter Druck, aber mir macht das wirklich noch sehr viel Spaß. Ich habe aber auch dieses Jahr, was vieles einfacher macht, eine sehr gute Mannschaft. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir das mit Kimi und Bergi möglich gemacht haben, so dass wir dieses Jahr wirklich, für mich, die beste Mannschaft haben, seitdem ich hier bin. Jetzt sind wir in der Pflicht und der Druck ist groß, um das umzusetzen, um das aufs Spielfeld zu bringen und um den nächsten Schritt zu machen, denn jetzt kann es auch einen Schritt nach oben gehen. Dementsprechend habe ich das Ziel mit dieser Mannschaft wieder einen weiteren Schritt nach oben zu machen. Wir haben das Ziel international weiterzukommen, das Ziel wieder ins Final4 einzuziehen und das Ziel, dass man das umsetzt, was man sich vornimmt. Ich werde weiter mit der Mannschaft hart arbeiten, die Mädels unterstützen, versuchen sie voranzubringen und versuchen sie weiterzuentwickeln. Das sind alles die Ziele, die man als Trainerin hat und von daher geht es auf jeden Fall weiter.
Mit dem Spiel um den Supercup und der Teilnahme an der der EHF European League habt ihr bereits einen historischen Erfolg für Bensheim erreicht und Geschichte geschrieben. In der Qualifikation spielt ihr gegen Oldenburg oder Thessaloniki. Wie siehst Du die Chancen die Gruppenphase zu erreichen?
Heike Ahlgrimm: Die Chance auf die Gruppenphase ist da, aber wir müssen erstmal abwarten, wer weiterkommt. Oldenburg spielt zweimal in Griechenland. Ich gehe davon aus, dass Oldenburg weiterkommt. Es ist wahrlich nicht das Los, das man sich gewünscht hat, weil eine deutsche Mannschaft natürlich nicht international das ist. Wir hätten gern eine andere Mannschaft gehabt. Wir werden aber, egal ob es jetzt Oldenburg oder Thessaloniki ist, alles dafür tun, um in die Gruppenphase einzuziehen. Das wird nicht einfach. Wir werden erst zu Hause spielen, dann auswärts in Oldenburg oder in Griechenland. Von daher wird es ein schweres Unterfangen. Wir haben aber so viel Selbstbewusstsein, dass wir diese einmalige Chance nutzen wollen, um danach noch weitere sechs Spiele in der Gruppenphase zu haben. Es ist eine Riesenmöglichkeit, dies mit nur zwei Spielen, einem Hin- und Rückspiel, zu erreichen und dafür werden wir alles investieren. Wir werden uns ordentlich darauf vorbereiten und dann schauen wir, was geht.
Das Erreichen der Gruppenphase ist auf der einen Seite das Ziel, das alle erreichen wollen, auf der anderen Seite ist es ein finanzieller und logistischer Kraftakt, der gestemmt werden muss. Die Flames dürfen in der Gruppenphase nicht in der Weststadthalle spielen. Gibt es hierfür schon Lösungen und was kann die Region und das Umfeld dazu beitragen?
Heike Ahlgrimm: Es ist definitiv ein finanzieller und logistischer Kraftakt. Wir suchen immer noch Sponsoren, wir brauchen immer noch Unterstützung, denn wenn wir wirklich in die Gruppenphase einziehen, ist das eine sehr große finanzielle Herausforderung für uns und für so einen kleinen Verein sehr, sehr schwierig. Ich hoffe, dass wirklich noch einige Sponsoren aufspringen und uns unterstützen, weil wir alles dafür tun, um da erfolgreich zu sein. Wir dürfen nicht in der Weststadthalle spielen, das steht schon mal fest. Wir werden nach Elsenfeld umziehen. Das ist eine Halle mit zwei Seiten, die einen sehr modernen Boden hat. Der wird von unten beleuchtet mit blau und den Linien, sodass man den blauen Boden nicht legen muss. Ich bin sehr froh, dass wir das als Verein hinbekommen haben. Natürlich hätten wir gerne in unserer Weststadthalle gespielt, aber die Auflagen der EHF sind ganz klar definiert und das steht daher nicht zur Diskussion. Dementsprechend bin ich froh, dass wir eine Lösung gefunden haben und umziehen werden. Ich hoffe, dass wir trotzdem genügend Publikum bekommen, vielleicht auch noch ein neues Publikum dazubekommen und dass die eingefleischten Fans trotzdem den Weg dorthin auf sich nehmen, um uns da zu unterstützen, weil es wirklich für Bensheim was Einmaliges und was ganz Besonderes ist, dass wir international spielen. Von daher hoffe ich, dass jeder dazu beiträgt uns da zu unterstützen und als achter Mann hinter uns steht.
Die letzte Saison habt Ihr auf dem 8. Tabellenplatz abgeschlossen. Ihr habt eine sehr erfolgreiche Vorbereitung gespielt und alle Testspiele sowie das Turnier in Fritzlar und den selbst ausgerichteten 3. Dentsply Sirona Cup gewonnen und dabei auch gegen viele Ligakonkurrenten gespielt und testen können. Welche Erkenntnisse konntest Du gewinnen und glaubst Du, dass die Erwartungen im Umfeld dadurch gestiegen sind?
Heike Ahlgrimm: Die Erwartungen sind definitiv gestiegen, aber das ist ja immer so: Man will immer höher, weiter, schneller etc. Das ist klar. Wir werden uns davon aber nicht beirren lassen. Alles, was in der Vorbereitung war, zählt jetzt nicht mehr. Ja, wir haben eine gute Mannschaft und ja, wir haben auch schon gute Spiele gemacht in der Vorbereitung. Aber wir müssen das jetzt umsetzen. Wir müssen jetzt die Punkte sammeln in der Liga. Wir werden uns stetig weiterentwickeln und wir dürfen uns nicht ausruhen. Natürlich schielen wir schon dieses Jahr ein bisschen weiter nach oben, aber wichtig für mich ist, dass wir uns nicht unter Druck setzen lassen, sondern dass wir weiter unseren Weg gehen, von Spiel zu Spiel schauen, Schritt für Schritt gucken. Da gehören so viele Faktoren dazu. Da gehört das Umfeld dazu, das uns unterstützt. Ich hoffe, dass wir wieder viele Leute in die Halle bekommen und dass in der Halle mal wieder über 1000 Zuschauer sind. Ich hoffe auch, dass wir attraktiven Handball spielen und so dazu beitragen, dass die Leute kommen. Dann hoffe ich, dass die Sponsoren uns weiter die Stange halten. Da sind sehr viele Erwartungen von unserer Seite und von Seite der Sponsoren. Von daher freue ich mich auf die neue Saison, die hoffentlich eine Mega-Saison wird. Wir werden sportlich alles dafür tun.
Die Liga wird am Ende der Saison um zwei Mannschaften reduziert. Somit gibt es drei direkte Absteiger und keine Relegation. Wer sind für Dich die Kandidaten, die um den Abstieg spielen und wer ist für Dich der Meisterschaftsfavorit?
Heike Ahlgrimm: Es gibt drei Absteiger und keine Relegation, weil die Liga verkleinert soll. Das heißt natürlich, dass es dieses Jahr ein Hauen und Stechen gibt. Bietigheim gehört wieder zu den Meisterschaftsfavoriten. Ich sehe dieses Jahr aber Thüringen ein Ticken stärker, von daher lege ich mich fest, dass Thüringen Meister wird und Bietigheim Zweiter. Dann hat man die üblichen Verdächtigen da oben mit Dortmund, Oldenburg, Metzingen, Buxtehude und Blomberg. Ich hoffe, dass wir auch einen Schritt nach oben machen, dass wir mit den oberen Plätzen ein bisschen liebäugeln. In meinen Augen streiten sich fünf Mannschaften, um die drei Abstiegsplätze. Da gehört Bad Wildungen und Halle dazu, ebenso Solingen, als Aufsteiger sowie Zwickau und Neckarsulm. Auf der anderen Seite weiß man auch, wie schnell es im Handball geht. Man darf sich keine Ausrutscher leisten, damit man nicht da unten reinrutscht. Von daher wird es für uns wichtig sein, so schnell wie möglich Punkte zu sammeln und erfolgreich zu sein. Wir brauchen den Flow und wenn man den bekommt, dann kann man auch erfolgreich Handball spielen und dann kann man auch das Positive mitnehmen und Pünktchen sammeln. Dafür werden wir alles tun und dann gucken wir, wo die Reise hingeht.
Reden wir über den Liga-Auftakt. Für die Flames geht es dieses Wochenende mit dem Auswärtsspiel beim Buxtehuder SV los, dann kommen die beiden Heimspiele gegen den Deutschen Vizemeister Thüringer HC und die Sport-Union Neckarsulm. Dazwischen geht es im Achtelfinale des DHB-Pokals erneut zum Buxtehuder SV. Wie siehst Du Eure Chancen in den ersten Spielen und im Pokal?
Heike Ahlgrimm: Buxtehude ist gleich ein sehr schweres Auswärtsspiel, weil alle von uns jetzt erwarten, dass wir gewinnen, weil wir in der Vorbereitung gewonnen haben. Aber ich habe ja schon am Anfang angesagt, dass das alles nicht mehr erzählt. Buxte spielt zu Hause, hat den Heimvorteil und wir haben eine lange Anfahrt. Aber dieses Jahr haben wir alles dafür getan, dass es erfolgreich wird, indem wir einen Tag vorher losfahren. Von daher bin ich da guter Dinge, dass es dieses Jahr, endlich zum ersten Sieg gegen Buxtehude reicht.
Dann haben wir ein ganz, ganz schweres Spiel zu Hause. Unser erstes Heimspiel geht gegen meinen Meisterschaftsfavoriten, den Thüringer HC. Auf der anderen Seite müssen wir uns jetzt nicht vor Thüringen verstecken, denn wir haben immer gute Spiele gegen Thüringen gemacht und Thüringen mag es nicht unbedingt gegen uns zu spielen. Danach ist das Spiel gegen Neckarsulm. Das ist ein Spiel, das wir unbedingt gewinnen wollen. Das sind zwei fest eingeplante Punkte. Dementsprechend werden wir dieses Spiel fokussiert angehen. Im Achtelfinale des Pokals geht es wieder nach Buxtehude. Aber es ist, wie es ist und wir können es nicht ändern. Wenn wir wieder zum Final Four wollen, dann müssen wir jeden Gegner, der uns zugelost wird, schlagen. Dementsprechend werden wir versuchen in Buxtehude das Pokalspiel zu gewinnen, weil das Final Four in Stuttgart das große Ziel ist, und dafür werden wir alles investieren.
Vize-Pokalsieger und Tabellenplatz 8 in der Saison 2022/23. Was ist das Saisonziel für die Saison 2023/24?
Heike Ahlgrimm: Wir wollen in die Gruppenphase im Europapokal, wir wollen wieder ins Final Four und wir wollen einen Platz besser als Platz 8 sein. Also wir wollen auf jeden Fall nach oben schielen. Mit dieser Mannschaft ist das möglich, aber nur dann, wenn wir alle an einem Strang ziehen, wenn wir alle fokussiert sind, wenn wir unsere Leistung abrufen, wenn wir mit unseren Fans jedes Spiel genießen und ein Fest in der Weststadthalle machen und bei den Auswärtsspielen vielleicht der eine oder andere mitkommt. Dann ist dieses Jahr einiges möglich. Dafür werden wir alles investieren und alles tun.
Zum Abschluss: Hast Du einen persönlichen Wunsch?
Heike Ahlgrimm: Ich wünsche mir, dass wir verletzungsfrei bleiben beziehungsweise keine weiteren Verletzungen hinzukommen, dass meine beiden verletzten Spielerinnen wieder zurückkommen, dass wir uns wirklich mit der Mannschaft kontinuierlich weiterentwickeln, immer einen Schritt nach vorne machen, dass wir diese Saison wirklich Spaß haben und jedes Spiel genießen. Dann schauen wir, was am Ende dabei rumkommt.
Vielen Dank für das nette Gespräch und viel Erfolg für die neue Saison.