Flames bieten 52 Minuten Paroli und verlieren am Ende 23:34
Die Flames der HSG Bensheim/Auerbach boten einen tollen Fight über 50 Minuten in der Ludwigsburger MHPArena, mussten sich aber am Ende im Finale um den Supercup der Handball Bundesliga Frauen (HBF) zu hoch mit 23:34 (14:15) dem Doublegewinner SG BBM Bietigheim geschlagen geben. Damit holt die SG BBM mit dem vierten Supercupsieg in Folge unter ihrem neuen Trainer Jakob Vestergaard den ersten Titel dieser Spielzeit.
„Eine Analyse ist schwer direkt nach so einem Spiel. Wir haben 50 Minuten richtig stark gespielt, haben Sie vor neuen Aufgaben gestellt, haben nur mit 3-4 Toren hinten gelegen und haben viele Möglichkeiten gehabt. Wir gehen in die Halbzeit mit nur einem Tor Rückstand und hätten drei Minuten vorher auch selbst in Führung gehen können. Von daher haben wir viel richtig gemacht, in der Abwehr gut gestanden und sie vorne vor neue Herausforderungen gestellt. Das hat richtig gut geklappt. Doch leider haben wir in den letzten zehn Minuten des Spiels einen 9:1-Lauf bekommen, weil wir einfach keine Kraft mehr hatten und die Ausfälle nicht mehr kompensieren konnten. Daher waren wir auch vom Kopf her nicht mehr da, weil wir innerlich wussten, dass nix mehr geht. Das darf uns natürlich nicht so passieren. Wenn du das Spiel mit fünf Toren verlierst, dann ist das in Ordnung. Auf jeden Fall haben wir gezeigt, dass wir dieses Jahr mithalten können und dass wir dran sind. Elf Tore sind zu hoch. Der Supercup geht natürlich verdient an Bietigheim. Dafür sind sie individuell dann zu stark. Wir waren am Ende müde, da uns die Alternativen gefehlt haben. Wir haben ohne Lilly und Dio gespielt, Sarah musste kuerzfristig erkrankt zu Hause bleiben und dann fällt uns auch noch Frieda nach paar Minuten weg. Ich muss mir das nochmal angucken, ob es wirklich eine rote Karte war, denn ich habe jetzt schon von vielen gehört, dass es keine war. Dementsprechend klaut man uns auch so ein bisschen unser Herzstück, unseren Kapitän, was sehr schwer für uns ist. Wir haben es trotzdem teilweise richtig stark gemacht und ich kann meiner Mannschaft auch keinen Vorwurf machen. Ich kann Ihnen bis zur 52. Minute ein Kompliment machen. Die letzten zehn Minuten müssen wir aber cleverer agieren. Da machen wir einfach zu viele Fehler“, so das Resümee von Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm direkt nach dem Spiel.
Ihr Team hatte sich als Vize-Pokalsieger für den Supercup qualifiziert, da die SG BBM sowohl deutscher Meister, wie auch Pokalsieger wurde. So kam es zur Neuauflage des Pokalfinales. Die Flames gingen als Underdog in dieses Spiel, waren aber hochmotiviert und wollte um ihre Minichance zu einer Sensation kämpfen. In den Vorbereitungsspielen und Turnieren holte man sich entsprechendes Selbstvertrauen.
Es waren gerade mal 36 Sekunden gespielt als Kelly Dulfer im ersten Angriff nach einem Zweikampf unglücklich auf die Schulter fiel und verletzt vom Platz musste. Bietigheim hatte den ersten Schock schnell verdaut und führte schnell durch Treffer von Kaba Gassama, Karolina Kudlacz-Gloc und Dorottya Faluvégi mit 3:0 (4.). Isabell Hurst erzielte den 1:3-Anschlusstreffer (5.). Veronika Malá erhöhte mit ihren beiden Treffern auf 1:5 (7.). Kim Naidzinavicius (Foto: Marco Wolf), die im Sommer zu den Flames zurückkehrte und bei allen vier bisherigen Supercup-Erfolgen der SG BB beteiligt war, verkürzte auf 2:5 (7.). Wenige Sekunden später mussten die Flames einen schweren Rückschlag hinnehmen. Flames-Kapitänin Lisa Friedberger sieht wegen eines Fouls an Veronika Malá die Rote Karte. Den fälligen Siebenmeter verwandelte Karolina Kudlacz-Gloc zum 2:6 (7.).
Diesen Schock mussten die Flames jetzt erst einmal verdauen. Durch den Ausfall von Sarah van Gulik und die Disqualifikation von Lisa Friedberger lag jetzt die ganze Last alleine auf den Schultern von Kim Naidzinavicius.
Nach gut zehn Spielminuten kamen die Flames immer besser in die Partie. Der Angriff stellte jetzt die Bietigheimer Abwehr immer wieder vor neue Herausforderungen und fand immer wieder Lücken in der Abwehr.
Lucie-Marie Kretzschmar brachte die Flames mit ihrem Treffer zum 11:13 (26.) auf zwei Tore heran und SG-Cheftrainer Jakob Vestergaard bat anschließend sein Team zur Auszeit.
Die nächsten beiden Treffer erzielten jedoch die Flames. Ndidi-Silvia Agwunedu zum 12:13 und Kim Naidzinavicius zum 13:13-Ausgleich (27.). Den Flames bot sich sogar die Chance zur ersten Führung, die aber nicht genutzt wurde. Mit dem knappen 14:15 Pausenrückstand ging es in die Kabine.
Die Flames kamen auch gleich gut aus der Kabine. Isabell Hurst glich zum 15:15 für die Flames aus. Isabelle Andersson und Nationalspielerin Xenia Smits brachten Bietigheim wieder mit zwei Toren zum 15:17 (34.) in Führung. Kim Naidzinavicius scheiterte im folgenden Angriff mit einem Siebenmeter, verkürzte aber nur einen Angriff später wieder auf 16:17 (38.). Auch beim 18:19 (42.) durch Leonie Kockel waren die Flames bis auf ein Tor dran.
Es blieb umkämpft, doch Bietigheim konnte sich beim 21:26 (51.) durch Inger Smits erstmals wieder auf 5 Tore absetzen. Alicia Soffel und Sarah Dekker verkürzten wieder auf drei Tore zum 23:26 (53.). SG-Cheftrainer Jakob Vestergaard reagierte mit einer Auszeit.
Die Auszeit zeigte ihre Wirkung. Während die Flames zusehends müder wurden, drehte sein Team noch einmal auf und spielte seine Klasse aus. Die Flames versuchten zwar alles, doch die SG BBM legte einen 8:0-Lauf hin und holte sich zum insgesamt fünften Mal den Supercup und schrieb damit nationale Geschichte, denn das gelang bisher keiner Mannschaft.
Der Sieg der SG BBM Bietigheim war völlig verdient, allerdings war die 11-Tore-Niederlage der Flames für den Spielverlauf doch etwas zu hoch. Trotzdem brauchen die Flames die Köpfe nicht hängen lassen. Sie haben einen tollen Kampf geboten und müssen das Positive aus dieser Begegnung mitnehmen.
Am nächsten Wochenende startet dann die Bundesligasaison mit einem Auswärtsspiel am Sonntag (10.09.2023, 15:00 Uhr) beim Buxtehuder SV, wo es gleich zu einem Wiedersehen mit Lotta Heider kommt, die letzte Saison noch das Trikot der Flames trug.
„Wir werden weitermachen und das abhaken. Wir haben gezeigt, wozu wir in der Lage sind. Jetzt werden wir zwei Tage ein bisschen traurig sein und ab nächster Woche werden wir Vollgas geben und uns dann halt sie wichtige Sachen holen. Das war jetzt Supercup und eine Zusatzchance für uns in einem Zusatzspiel uns mit starken Gegnern messen zu können. Wir haben gesehen, was uns noch fehlt, wir haben aber auch gesehen, was schon richtig gut klappt. Jetzt haben wir Möglichkeit gut zu starten. Wir haben gleich ein sehr schweres Auswärtsspiel. Da werden wir alles in die Waagschale werfen, um nächsten Sonntag in Buxtehude den ersten Auswärtssieg einzufahren. Wir sind gut drauf und wenn wir das, was wir in den 45-50 Minuten gemacht haben, nächste Woche machen, dann wird das auch für uns mit dem Sieg klappen“, ist Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm dann auch schon wieder optimistisch mit Blick auf das nächste Wochenende.
HSG Bensheim/Auerbach:
Vanessa Fehr, Helen van Beurden – Amelie Berger (1), Isabell Hurst (4), Leonie Kockel (2), Sarah Dekker (2), Alicia Soffel (2), Ndidi Agwunedu (1), Lisa Friedberger, Kim Naidzinavicius (6/2), Lucie Kretzschmar (4), Mia Ziercke (1/1), Sophia Ewald.