37:30 – Flames entzaubern Nantes

Wer dachte, den 27:26-Auswärtserfolg am Mittwoch beim Thüringer HC in der Handball Bundesliga Frauen (HBF) kann man nicht mehr toppen, der wurde am Samstagnachmittag eines Besseren belehrt. Die Flames der HSG Bensheim/Auerbach verzauberten im Gruppenspiel der EHF European League die 681 begeisterten Zuschauer in der Untermainhalle in Elsenfeld und entzauberten den Top-Favoriten Neptunes de Nantes. Mit 37:30 (19:19) feierte das Team von Trainerin Heike Ahlgrimm dabei einen deutlichen Erfolg. Erfolgreichste Torschützin der Flames war Lucie-Marie Kretzschmar mit 13 Toren, bei Nantes waren Marie Hélène Sajka und Tamara Horacek mit jeweils sechs Treffern am erfolgreichsten.

Es war eine starke Teamleistung, vor allem nach dem Programm der letzten Wochen und dem kräftezehrenden Spiel. Nantes ist eine Mannschaft mit viel internationaler Erfahrung, während es für die Flames die erste internationale Saison überhaupt in der Geschichte des Vereins ist. Umso mehr ist diese überzeugende Leistung anzuerkennen, denn in der zweiten Halbzeit dominierten die Flames regelrecht das Spiel, was neben der tollen Teamleistung auch an der hohen Trefferquote von Lucie-Marie Kretzschmar, die mal eben 13 von 14 Würfen im Tor versenkte, und den Paraden von Vanessa Fehr lag, die auf die stolze Quote von 47% gehaltener Bälle (10 von 21 Würfen) kam.

Ganz ehrlich, ich bin sprachlos. Was soll ich sagen? Wir haben heute ein fantastisches Spiel gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir mal so ein Spiel gemacht haben. Ich glaube, das war, seitdem ich hier bin, eines unserer besten Spiele und es ist jetzt ja auch nicht irgendein Gegner gewesen, sondern Nantes. Und wir haben Sie einfach dominiert. Wir haben in der ersten Halbzeit schon ganz, ganz viel richtig gemacht, im Angriff und in der Abwehr, auch die 5-1 hat sehr gut funktioniert, aber da haben wir noch ein oder zwei Tore zu viel bekommen. In der zweiten Halbzeit kriegen wir nur 11 Tore gegen Nantes. Wir haben denen dann den Schneid abgekauft und natürlich mit Vanessa im Tor. Das gehört dazu, aber wir haben vorne eine sehr gute Quote beim Werfen und wir haben ganz viele Lösungen gefunden. Ich bin einfach sprachlos, weil wir so viel Spaß hatten mit Kempa und mit allem, was dazugehört. Wir haben auch absolut verdient gewonnen. Das ist keine Selbstverständlichkeit und mir fehlen einfach die Worte, für das, was wir da abgerissen haben. Das ist schon aller Ehren wert und da können wir megastolz drauf sein. Ich glaube, vor dem Spiel hat überhaupt niemand damit gerechnet, dass wir als Sieger vom Feld gehen und dass wir das jetzt geschafft haben, da können wir echt stolz sein. Hut ab vor der Leistung! Zurzeit haben wir natürlich auch viel Selbstvertrauen und die Selbstverständlichkeit, dass wir die Dinge machen können. Ich bin total happy und glücklich, dass wir das so gemeistert haben“, so eine überglückliche Heike Ahlgrimm nach dem Spiel.

Die Ausgangslage war einfach. Im Hinspiel hatte Nantes zu Hause mit 39:27 gewonnen und wäre mit einem Sieg in Elsenfeld nach CS Gloria 2018 BN als zweite Mannschaft der Gruppe C ins Viertelfinale eingezogen. Die Flames mussten gewinnen, um die theoretische Minimalchance zu wahren, um im Kampf um einen Platz im Viertelfinale zu bleiben.

Neptunes de Nantes war der Topfavorit vor dem Spiel und zählen auch immer noch zu den Favoriten, was den Gewinn dieses Wettbewerbs angeht. Das von der Dänin Helle Thomsen Team hat einen Kader, von dem man eigentlich nur träumen kann, u.a. die drei französischen Weltmeisterinnen Tamara Horacek, Lena Grandveau und Oriane Ondono. Den deutschen Handballfans gut bekannt ist auch die Niederländerin Kelly Vollbregt, die in der Bundesliga u.a. für die TuS Metzingen und Borussia Dortmund aufgelaufen ist. So wechselte Thomsen, wie im Hinspiel, auch wieder munter durch.

Nantes wurde seiner Favoritenrolle auch anfangs gerecht und ging früh in Führung.  und führte Mitte der ersten Halbzeit mit 11:7 (14.). Kim Naidzinavicius verwandelte anschließend einen Siebenmeter sicher zum 8:11.

Dann begann das Torfestival der eingewechselten Lucie-Marie Kretzschmar, die durch vier Tore in Folge auf 12:13 (20.) verkürzte. Dann war es erneut Kim Naidzinavicius mit einem sicher verwandelten Siebenmeter zum 13:13 (20.) und es stand zum ersten Mal in der Partie unentschieden. Jill Kooij setzte sogar noch einen drauf und die Flames führten mit 14:13 (21.). Es blieb jetzt ausgeglichen und mit einem leistungsgerechten 19:19 ging es in die Kabine.

In der zweiten Hälfte kam Vanessa Fehr ins Tor der Flames und konnte direkt die ersten Bälle parieren und im Angriff trafen die Flames weiterhin. Doch noch ließ sich der Favorit nicht abschütteln. Bis zum 24:24 (37.) blieb es ausgeglichen. Dann stellten die Flames durch einen 3:0-Lauf und Tore von Jill Kooij, Amelie Berger und Alicia Soffel auf 27:24 (41.). Beim 29:28 (44.) war Nantes wieder auf ein Tor dran.

Die Flames zogen auf 33:28 (54.) davon. Vanessa Fehr parierte den nächsten Angriff von Nantes und die musste direkt danach für den Rest des Spiels auf Weltmeisterin Oriane Ondono verzichten, die nach einem Foul an Alicia Soffel die rote Karte sah. Alicia Soffel verletzte sich dabei and er Hand und konnte den Rest des Spieles nicht mehr eingesetzt werden.

Jill Kooij erhöhte auf 33:28 (55.) und die Gäste aus Frankreich hatten nicht mehr viel entgegenzusetzen. Am Ende war es ein, auch in der Höhe, verdienter 37:30-Erfolg.

„Es ist unglaublich, was wir erreicht haben. Wir haben große Fortschritte gemacht und heute ein starkes Spiel gezeigt“, fasste Heike Ahlgrimm die bisherige Gruppenphase kurz zusammen.

In der EHF European League geht es für die Flames am 17. Februar zum letzten Spiel zu CS Gloria 2018 BN nach Rumänien.

Davor geht es für die Flames in der Handball Bundesliga Frauen (HBF) weiter am Mittwoch, 14.02.2024 um 19:30 Uhr in der Weststadthalle gegen den VfL Oldenburg.

HSG Bensheim/Auerbach:
Vanessa Fehr, Helen van Beurden – Amelie Berger (5), Sarah Dekker (3), Alicia Soffel (3), Ndidi Agwunedu (2), Lisa Friedberger (4/1), Jill Kooij (3), Kim Naidzinavicius (4/4), Sarah van Gulik, Lucie-Marie Kretzschmar (13), Mia Ziercke, Lilli Holste.